Lich(nab). Amsterdam, London, New York, Wien, Melbourne, Berlin und Lich – in allen Städten war von einem auf den anderen Tag Schluss mit dem Kinobetrieb. Im März mussten die Kinos bundesweit infolge der Coronavirus-Pandemie ihren Betrieb einstellen. Doch manche nutzen ihre Anzeigetafeln am Kinoeingang, um Botschaften zu übermitteln. Die Fotoausstellung “Sleeping Screens” in der Kinokneipe “Statt Giessen” in Lich zeigt nun gut 25 dieser Zitate und Botschaften.
Gesammelt haben die Bilder Simon Dickel und Martin Erlenmaier aus Berlin. Erlenmaier betreibt dort das “Bundesplatz-Kino”. “Klein, fein und mit 87 Sitzplätzen”, beschrieb er es am Freitagabend bei der Vernissage in Lich.
“Weil bei der Stecktafel keine Filme mehr stehen konnten, haben wir überlegt, was wir nun mit den Buchstaben machen”, erzählt er über die Anfänge von “Sleeping Screens”. “Irgendwann haben wir uns einen Spaß daraus gemacht und sind zu den anderen Kinos gefahren, um zu gucken, was sie gemacht haben.”
Daraus ist ein Selbstläufer geworden. Nach einem Internet-Aufruf schickten bisher mehr als 60 Kinos aus aller Welt Fotos von ihren Anzeigentafeln.
Und die Kinos sind ganz unterschiedlich: Von kleinen Häusern mit einem Saal bis hin zu größeren, von Kinos die Mainstream-Filme im Programm haben, bis hin zu Programmkinos. Einer der ersten Einsender war das Kino Traumstern in Lich, das mit “Don’t lose the humour” ein Toni-Erdmann-Zitat an seiner Steckwand präsentierte und den beiden Berlinern schon von diversen Preisverleihungen ein Begriff war.
“Generell lassen sich sogar regionale Unterschiede ausmachen”, erzählt Simon Dickel über die Einsendungen. “In Hamburg zum Beispiel scheint es gar keine Stecktafeln mit Metallbuchstaben zu geben.” Und wahrscheinlich fanden sich nun zum ersten Mal auch politische Statements dort, wo sonst Filmtitel zu lesen sind, sagt der Professor für Amerikanistik mit Blick auf die Kinos, die die Botschaft “Black Lives Matter” auf ihre Tafeln gesteckt hatten. “Man konnte von außen sehen, dass die Kinos mit Liebe gemacht werden”, fügt Erlenmaier hinzu. “Das ist Leidenschaft und sie kann man nicht aufwiegen mit dem, was man verdient.”
“Es war für uns eine schöne Beschäftigung, die Fotos zu sammeln”, sagt der Kinobetreiber. “Aber vor allem war es psychologisch auch wichtig zu erfahren, wie sehr man als Kino gemocht wird.” Wir wollten zeigen, dass die Kinos trotz des Lockdowns weiter lebendig sind.
Seit Kurzem haben auch die Berliner ihr Kino wieder geöffnet. Doch statt der 87 Sitzplätze, finden wegen der erforderlichen Hygiene- und Abstandsregeln zurzeit nur noch 24 Besucher Platz, sagt Erlemaier. Dennoch ist er froh, dass der Spielbetrieb weitergeht. “Das Kino ist einfach nicht dazu gemacht, alleine zu gucken.”
Mehr Fotos zum Projekt “Sleeping Screens” unter www.sleepingscreens.com.