“Gypsy Fire” brennen Feuerwerk ab

Melanie Bong und Lulo Reinhard mit “Gypsy Fire” im Kino Traumstern.

Lich (usw). Mit “Gypsy Fire” setzte das Duo Melanie Bong und Lulo Reinhardt am Donnerstag ein Ausrufezeichen im Kino Traumstern. Die Münchner Jazzsängerin und der Koblenzer Gypsy-Gitarrist lieferten mit ihrem Quintett eine glänzende Leistung auf höchstem Niveau ab und erfreuten das geneigte Publikum nachhaltig.

Reinhardt, dessen neue CD “Gypsy Meets India” den Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2019 errang, ist dem Publikum in der Region von vielen Auftritten her bestens vertraut; Melanie Bong gilt als eine der besten Jazzsängerinnen der Branche.

Eine Mischung aus Jazz, Pop und lateinamerikanischen Klängen war angesagt, der Großteil der Songs stammte aus der Feder der Sängerin, ein paar kamen von Reinhardt. Das Ensemble mit Tizian Jost am Klavier, Eduardo “Dudu” Penz am Bass und Schlagzeuger Bastian Jütte ging umgehend daran, höchste Erwartungen zu erfüllen. Mit “Gypsy Fire” zeigte Bong sogleich ihr herausragendes Format und nahm mit ihrer Stimme die Besucher gefangen.

Es ging auch poppiger in “A sleepless night”. In “My heart’s still yours”, sanft funky und mit funkelnden Jazz-Farben, setzte Reinhard im Solo erstmals deutliche Gypsy-Akzente. Anschließend stellte er einen im indischen Duktus (“Gypsy meets India”) gestalteten Titel vor, den er solo begann. Bald gesellte sich Pianist Jost improvisatorisch hinzu und ergänzte die Sache um enorm einfühlsame kongeniale Beiträge, jazzig, aber ganz ruhig, während Reinhardt poetisch-meditative Vokalpassagen sang.

Jost erwies sich als herausragender Könner, der intuitiv und präzise zugleich begleitende Ergänzungen dazustellte, die sein volles Engagement zeigten. Stilistisch war das unbegrenzt offen und sagenhaft prägnant. Bassist Penz brabbelte und sang zu seinem sechssaitigen Spiel öfters etwas dazu und fand eine geniale Balance zwischen solistischen Elementen und saftigem, differenziertem Bass. Schlagzeuger Jütte glänzte mit makelloser Präzision. So schwang man durch eine sinnliche Abfolge von Pop, Bossa, Blues und indischen Klängen. Bongs Gesang erstaunte die Besucher. Sie verfügt über eine Tiefe des Ausdrucks, die ihresgleichen in den höchsten Rängen des Jazzgesangs findet. Zugleich macht sie auch schon mal Spaß mit der Stimme (“Gypsy trail”) und genoss ansonsten sichtlich die Begleitung ihrer hochkarätigen Kollegen. Ein bemerkenswertes Konzert mit einer großen Jazzsängerin. Nicht erst am Ende enormer Beifall.