Emese Sarolta Benz – Pressestimmen zur Ausstellung “Faces”

Gießener Anzeiger

Das Gesicht als Maske

Im Rahmen der Licher Veranstaltungsreihe zur Reichspogromnacht am 9. November 1938 lädt die gebürtige ungarische Malerin Emese Sarolta Benz Kunstliebhaber und Interessierte zu ihrer Ausstellung mit dem Thema “Faces” (Gesichter) in die Licher Kinokneipe “Statt Gießen” ein. Von rrs

Emese Sarolta Benz vor einem ihrer ausgestellten Bilder Foto: Rose-Rita Schäfer

Emese Sarolta Benz vor einem ihrer ausgestellten Bilder                  Foto: Rose-Rita Schäfer

LICH – Lich liebt seine mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Kulturprogramme. Da gibt es im Frühjahr die Licher Kulturtage, im Spätsommer “Kunst in Licher Scheunen” und aktuell läuft wieder die Veranstaltungsreihe zur Reichspogromnacht am 9. November 1938. Mit Musik, Filmen, Ausstellungen, Mahnwachen und Gesprächen soll die Erinnerungskultur an die NS-Zeit wach gehalten werden. Im Rahmen dieses engagierten und vielseitigen Programms lädt die gebürtige ungarische Malerin Emese Sarolta Benz Kunstliebhaber und Interessierte zu ihrer Ausstellung mit dem Thema “Faces” (Gesichter) in die Licher Kinokneipe “Statt Gießen” ein.
Zu sehen gibt es bildfüllende, in Acryl gemalte Gesichter aus aller Welt, die sich wie Puzzleteile zusammensetzen. Die Gesichter sind nie ganz zu sehen, nur Teile werden realitätsnah dargestellt. Der Rest zerfließt in kleinen bunten Teilen. “Wenn man einen Menschen kennenlernen will, muss man nicht sein komplettes Gesicht sehen”, beschreibt Benz ihre Malweise und führt weiter aus: “Jeder von uns hat viele Gesichter, traurig, fröhlich, ernsthaft, müde. Zu jeder Stimmung und jedem inneren Gefühl gibt es einen Gesichtsausdruck.”
Für Benz ist das Gesicht eine Maske, die mit jeder Situation wechselt. Wichtig sind ihr alleine die Augen. Die leben und sprechen zu uns. “Wenn man den Menschen in die Augen sieht, weiß man, was sie bewegt”, erklärt Benz ihre Sichtweise, die sie in ihren Bildern einzufangen versucht. Sie malt fast ausschließlich diese verfremdeten Portraits, weil sie das Lebendige liebt. Tote Dinge wie Landschaften oder auch Blumen haben für sie beim Malen wenig bis gar keinen Reiz.
Die Gesichter zum Porträtieren findet sie bei vorübergehenden Menschen, bei Veranstaltungen oder im Internet, Modell sitzen muss da niemand.
Benz wurde 1980 als Tochter eines Holzschnitzermeisters in Ungarn geboren. Ihr Vater zeichnete viel mit Grafit und auch ihre Geschwister waren künstlerisch tätig, sodass ihr die Liebe zur Kunst quasi mit in die Wiege gelegt wurde. Im Kindesalter malte sie gerne und viel, das schlief aber leider dann mit Studium, Beruf und Familie aus Zeitmangel ein. Sie studierte Jura und arbeitete viele Jahre als Finanz Controller in der Industrie.
In Ungarn lernte sie ihren Ehemann Stefan, einen Deutschen, kennen und lieben und siedelte mit ihm aus Job-Gründen 2017 nach Deutschland über. Seit 2018 lebt sie nun in Lich und fühlt sich hier zu Hause. Ihre Tage sind ausgefüllt mit dem Erlernen der deutschen Sprache, und da sie noch keine passende Arbeitsstelle gefunden hat, hat sie endlich wieder Zeit, sich der Kunst zu widmen.
Zunächst fing sie an, kleinere Bilder für das Büro ihres Ehemanns zu malen. Die Bilder gefielen so gut, dass ihr Ehemann eine erste Ausstellung in Lollar organisierte. Dann kam mit Ghimay Habton, dem Besitzer des Kultur-Restaurants “Savanne” die große Wende in ihrem Künstlerleben. Nach dem Vorschlag von Habton füllte sie nun große Leinwände mit den für sie so charakteristischen Portraits und stellt ihr Gemälde während “Kunst in Licher Scheunen” in der “Savanne” aus. Langsam wurde sie so zum “Geheimtipp” der Licher Künstlerszene.
Karla Katja Leisen, Vorsitzende “künstLich e.V.”, eröffnete die Vernissage mit den Worten: “In den gezeigten Bildern blicken Gesichter und Augen über Grenzen und Nationen hinaus in die Welt, und in jedem Augenpaar ist etwas zu finden, was mit uns zu tun hat”. Anschließend brachte Ehemann Stefan Benz an der Gitarre zusammen mit seiner Schwester und Nichte (beide Gesang) den Beat in die Kinokneipe mit “Son of a preacher man” und “Valerie Lyrics”.
Die Ausstellung ist noch bis zum 19. Dezember jeweils Sonntags von 10 bis 14 Uhr und 17.30 bis 00.30 Uhr sowie an allen anderen Tagen von 18 bis 1 Uhr zu sehen.
Gießener Allgemeine
"Ich möchte meinen Bildern Leben, Seele und Charakter geben", sagt Emese Sarolta Benz.
“Ich möchte meinen Bildern Leben, Seele und Charakter geben”, sagt Emese Sarolta Benz. © Nastasja Becker

Blicke in Gesichter und Emotionen

Die Künstlerin Emese Sarolta Benz stellt seit Donnerstag großformatige Gemälde in Lich aus. In jedem Augenpaar der Porträts in ihren Werken “können wir etwas finden, was mit uns zu tun hat”, hieß es während der Vernissage in einer Würdigung

Es sind Gesichter, die Emese Sarolta Benz begeistern und in ihrer Malerei dominieren. Einen Einblick in ihre großformatigen Werke kann man seit Donnerstag unter dem Titel “Faces” in der Kinokneipe “Statt Giessen” gewinnen. Es sind ausdrucksstarke Portraits, die die gebürtige Ungarin seit Kurzem in ihrer neuen Wahlheimat Lich anfertigt.

“Ich möchte meinen Bildern Leben, Seele und Charakter geben”, sagt Benz. Daher male sie auch keine Landschaften, sondern Lebendiges. “Mit Augen und Gesichtern zeigen Menschen viele Momente und Gefühle”, erklärt sie ihre Vorliebe. Ihre Werke heißen “Rückblick”, “Kindheit”, “Kalte Magie” oder “Wer bist du?”. Benz kombiniert dabei Portraits mit abstrakten Elementen. Es sind keine detailgetreuen Abbilder von Gesichtern, noch nicht einmal echte Personen, sondern vielmehr symbolische Masken, die eine Gefühlslage wiedergeben. Die Augen seien für sie in Gemälden besonders wichtig, sagt Benz.

Vor zwei Jahren kam die Ungarin zusammen mit ihrem deutschen Ehemann Stefan und den beiden jugendlichen Söhnen nach Deutschland. Zunächst lebten sie in Staufenberg und nun seit einem Jahr in Lich. Die Schau im “Statt Giessen” bündelt nun die Kunst, die sie in den vergangenen beiden Jahren anfertigte.

Augen blicken über Grenzen hinaus

Die Liebe zur Kunst hat Benz von ihrem Vater, der Holzschnitzermeister war, gelernt. Und schon in jungen Jahren hat sie im Kinderzimmer fleißig gemalt. Später studierte sie Jura-Management und arbeitete als Finanz-Controller in der Industrie. Für die Kunst blieb wenig Zeit. Der Umzug nach Deutschland schaffte diesen Freiraum und schon im vergangenen Jahr konnte man bei “Kunst in Licher Scheunen” die erste Werke im Restaurant “Savanne” sehen.

Die Ausstellung in der Kinokneipe, bei der Benz’ Ehemann sie zusammen mit seiner Schwester mit einer gesanglichen Einlage überraschte, findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Pogromnacht am 9. November 1938 statt. Mit Blick auf die Erinnerungskultur würdigt Karla Katja Leisen vom Verein KünstLich Benz’ Werke: “Hier finden wir Augen, die über die Grenzen und Nationen hinausblicken. In jedem Augenpaar können wir aber auch etwas finden, was mit uns zu tun hat.” (Foto: nab)